Haben wir das alles schon einmal erlebt? Eine vedische Perspektive auf Zeit, Erinnerung und die Illusion des Neuen


Einleitung: Ist Fortschritt eine Illusion?

„Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“
— Mark Twain

Die moderne Welt sieht Zeit oft als eine gerade Linie, auf der Fortschritt immer weitergeht. Doch viele alte Kulturen, vor allem die vedische Tradition, sprechen von Zeit als einem Kreislauf. Könnte es sein, dass wir nicht wirklich „Neues“ erschaffen, sondern alte Muster immer wieder erleben?

Von der Bhagavad Gita bis zur Quantenphysik zeigen sich Hinweise darauf, dass das, was wir als „Gegenwart“ erleben, vielleicht nur eine Wiederholung des Vergangenen ist – oder sogar eine Illusion.

In diesem Artikel untersuchen wir drei Aspekte dieses Phänomens:

1. Die vedische Sicht auf Zeit und Wiederholung


2. Wissenschaftliche Zyklen – von Ökologie bis Wirtschaft


3. Kognitive Täuschungen, die uns Wiederholung erleben lassen




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1. Zeit in den Veden: Ein ewiger Kreislauf

Die vedische Tradition beschreibt Zeit nicht als einen geraden Pfad, sondern als einen sich drehenden Kreis. Die gesamte Schöpfung bewegt sich in wiederkehrenden Maha-Yugas, großen Zeitaltern, die sich endlos wiederholen.

a) Die vier Zeitalter (Yugas) und ihre Wiederholung

Laut den Veden durchläuft die Welt vier große Zeitalter:

1. Satya-Yuga – Das goldene Zeitalter, geprägt von Reinheit und Spiritualität.


2. Treta-Yuga – Moral und Tugend beginnen zu schwinden.


3. Dvapara-Yuga – Materielle Anhaftung wächst, Spiritualität nimmt ab.


4. Kali-Yuga – Das dunkle Zeitalter, voller Täuschung und Verfall.



Nach dem Ende des Kali-Yugas beginnt wieder ein neues Satya-Yuga – der Zyklus wiederholt sich, ähnlich wie die Jahreszeiten.

b) Krishna in der Bhagavad Gita: „Ich komme immer wieder“

Krishna sagt in der Bhagavad Gita (4.7-8):

"Wann immer auf der Erde die Rechtschaffenheit abnimmt und das Ungerechte überhandnimmt, erscheine Ich von Zeitalter zu Zeitalter."

Das bedeutet: Selbst die göttlichen Inkarnationen wiederholen sich. Krishna kam vor 5.000 Jahren, aber in einem anderen Zeitalter trat Er als Rama auf – und in unzähligen früheren Kreisläufen ebenfalls.

c) Zeit als Illusion: Die vedische Sicht und moderne Physik

Die Veden lehren, dass Maya, die materielle Illusion, uns glauben lässt, dass alles linear verläuft. Doch Zeit ist relativ – eine Idee, die auch in der modernen Physik existiert.

Der Quantenphysiker Julian Barbour argumentiert, dass Zeit nur eine Illusion des Bewusstseins ist – eine Folge davon, wie unser Verstand Erinnerungen speichert. Die Bhagavad Gita sagt Ähnliches: Das Selbst ist ewig, doch durch materielle Identifikation verstricken wir uns in den Kreislauf von Geburt und Tod.


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2. Wissenschaftliche Zyklen: Wiederholung in der Natur

Auch in der modernen Wissenschaft zeigen sich überall Kreisläufe – von Klima und Wirtschaft bis zur Gesellschaft.

a) Klimazyklus: Die Erde wiederholt sich

Der serbische Wissenschaftler Milutin Milanković bewies, dass die Erde in regelmäßigen Abständen von 100.000 Jahren Eiszeiten durchläuft. Klimawandel ist also kein reines Menschenproblem – er geschieht immer wieder.

Dennoch zeigt sich hier eine Parallele zum Kali-Yuga: Der Mensch verstärkt durch sein Handeln die negativen Effekte, anstatt im Einklang mit der Natur zu leben.

b) Wirtschaftskrisen: Die immer gleichen Boom-und-Bust-Zyklen

Der Ökonom Nikolai Kondratjew erkannte, dass sich die Wirtschaft in etwa 50-60-jährigen Wellen bewegt:

1. Aufstieg (Innovation)


2. Boom (Spekulation)


3. Krise (Zusammenbruch)


4. Erholung (Neubeginn)



Beispiele:

Die 1929er Weltwirtschaftskrise folgte auf eine Phase extremer Spekulation.

Der Dotcom-Crash 2000 und die KI-Blase 2023 zeigen dasselbe Muster.


Der vedische Blickwinkel: Gier und Vergänglichkeit. Die Bhagavad Gita warnt, dass materielle Besitztümer flüchtig sind – doch Menschen vergessen dies immer wieder.

c) Gesellschaft und Macht: Imperien steigen und fallen

Die Geschichte zeigt, dass große Reiche oft demselben Muster folgen:

1. Aufstieg durch Disziplin und Kultur


2. Blütezeit mit Wohlstand


3. Dekadenz und Gier setzen ein


4. Kollaps durch Überdehnung und innere Schwäche



Römisches Reich, Mongolen, das britische Empire – alle folgten diesem Zyklus. Die Veden lehren, dass solch ein Kreislauf unvermeidlich ist, wenn eine Gesellschaft ihre spirituelle Grundlage verliert.


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3. Warum wir Wiederholung oft nicht erkennen

Unser Verstand ist darauf programmiert, Muster zu erkennen – oft auch dort, wo keine sind.

a) Der „Erinnerungsfilter“: Warum Geschichte romantisiert wird

Der Historiker Yuval Noah Harari sagt:

"Menschen erinnern sich an die Vergangenheit nicht objektiv, sondern durch das, was sie sich wünschen."

Das erklärt, warum manche Menschen das Mittelalter als „besser“ empfinden, obwohl es voller Leid war. Ähnlich verklären viele das vergangene Dvapara-Yuga und sehen das Kali-Yuga als „die schlimmste Zeit“, ohne zu bedenken, dass jeder Yuga-Zyklus seine eigene Bedeutung hat.

b) Warum wir Apokalypse-Erwartungen haben

Seit Jahrhunderten sagen Menschen den „Weltuntergang“ voraus. In Wahrheit markiert das Ende des Kali-Yugas nicht die Vernichtung, sondern den Übergang zu einem neuen Zyklus – genau wie die Bhagavad Gita es beschreibt.


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4. Können wir dem Kreislauf entkommen?

In den Veden gibt es eine klare Antwort: Der Zyklus ist unvermeidlich – aber es gibt einen Ausweg.

a) Der spirituelle Weg: Jenseits von Raum und Zeit

Die Bhagavad Gita erklärt, dass derjenige, der seine Verbindung zu Krishna erkennt, über die materielle Zeit hinausgeht.

"Für den Selbstverwirklichten existieren weder Geburt noch Tod. Er ist jenseits von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft." (BG 2.20)

Die Lösung ist also nicht, die Welt zu verändern, sondern unser Bewusstsein zu transformieren.

b) Das Goldene Zeitalter im Kali-Yuga

Die vedischen Schriften sagen, dass selbst im dunklen Kali-Yuga ein goldenes Zeitalter möglich ist – für diejenigen, die den Hare-Krishna-Maha-Mantra chanten und sich spirituell erheben.


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Fazit: Wiederholung oder Bewusstsein?

Die Welt verläuft in Zyklen – ob in Geschichte, Wissenschaft oder Wirtschaft. Doch die Bhagavad Gita zeigt, dass das wahre Problem nicht in der Wiederholung liegt, sondern in unserer Unfähigkeit, aus ihr zu lernen.

Statt sich über die „schlechte Welt“ zu beklagen oder nach einem neuen „goldenen Zeitalter“ zu suchen, ist der wahre Fortschritt innerlich: Die Rückkehr zu spiritueller Weisheit.

Denn letztlich dreht sich das Rad der Zeit immer weiter – die Frage ist nur, ob wir uns bewusst darüber werden oder in Maya gefangen bleiben.


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Was denkst du: Sind wir Teil eines großen Kreislaufs, oder gibt es einen Ausweg? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!


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